wenn wein käse wäre

Oder Fleisch. Oder Gemüse.

Dann würdet ihr ihn im Quartier-Chäslädeli, beim Metzger und auf dem Märit kaufen. Beste Qualität, kleine Produzenten, so lokal wie möglich.

Es ist Samstag und ihr habt Besuch. Da ihr selber gerne esst und kocht, wollt ihr eure Gäste richtig verwöhnen. Ich stelle mir das Tagesprogramm in etwa so vor:

Nachdem ihr euch einige Stunden den Kopf über das Menu zerbrochen habt, geht’s mit dem Einkaufszettel und ein paar leeren Taschen in die Stadt (oder ins Dorfzentrum). Erster Stopp: Märit. Sooo viel Gemüse. Natürlich achtet ihr – so gut wie möglich – darauf, dass nur gekauft wird, was gerade Saison hat. Kartoffeln, Zwiebeln, Peterli und Rüebli gibt es zum Glück das ganze Jahr. Gut. Wo man Gemüse kaufen kann, sind meistens auch Eier zu finden. Und, vielleicht hat die Bauerndame auch noch Züpfe gebacken. Wunderbar. Beim nächsten Stand kauft ihr Käse für den salzigen Abschluss. Ah, und da noch ein paar schöne Wiesenblumen. Man fühlt sich gut. Märit fägt einfach. Und es ist schön zu wissen, wo die Zutaten fürs Essen gewachsen sind. Fleisch besorgt ihr beim Metzger, Simmenthaler Rind. Mmmh. Alles andere – viel braucht es nicht mehr – kauft ihr in der Migros. Raus aus der Migros fällt ein, dass der Alkohol fehlt. Rein in den Denner. Roero Arneis ist gerade Aktion, super nur 7 anstatt 10 Franken. Gekauft. Und noch zwei Flaschen Salice Salentino. Total: 31 Franken. Das Essen hat übrigens insgesamt 140 gekostet.

Irgendetwas geht hier nicht auf. Ich will es nicht als Fehler oder No-Go betiteln. Jeder kauft ein, was er will. Jeder trinkt, was er will. Aber, wenn man sich so viel Gedanken über das Menu macht, warum nicht auch den Wein mit etwas mehr Sorgfalt auswählen? Es könnte doch auch so aussehen:

Nach dem Einkaufen noch kurz beim Weinhändler in der Altstadt oder im Quartier einkehren: „Hallo, bei uns gibt es heute Rindsfilet mit Kartoffelgratin, können Sie einen passenden Wein empfehlen? Sollte nicht mehr wie 25 Franken kosten.“. Macht er. Und er empfiehlt nicht nur einen passenden Wein, er erzählt euch auch gleich noch etwas über den Winzer und die Machart des Weins. Die Kasse spricht für eine Flasche Weisswein und zwei Roten, 63 Franken.

Ja, es ist teurer als der billigste Wein im Denner. Logisch, es ist (hoffentlich) auch eine andere Qualität, eben keine Industrieware. Ausserdem könnt ihr euren Gästen jetzt neben dem hervorragenden Rindsfilet auch den passenden Wein servieren. Ihn richtig präsentieren, weil er ein Teil vom Happening ist. Ihn zum Thema machen, indem ihr eine Geschichte darüber erzählt. Ich bin überzeugt, ihr werdet den Wein ganz anders wahrnehmen und geniessen.  Ausserdem habt ihr einen neuen Wein, einen neuen Winzer, vielleicht sogar eine neue Weinregion, kennengelernt. Ein Versuch ist es wert. Ich hoffe, er lohnt sich.