preis pro flasche

Wie teuer muss ein Wein sein? Wie teuer darf ein Wein sein? Ein abendfüllendes Thema, welches Diskussionsstoff liefert. Meine Regel Nr. 1, ihr entscheidet, jeder für sich.  Ihr wisst, wie viel euch ein Wein wert ist. Nur ist dieser Wert meistens emotional getrieben, wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden ist. Falls ihr aber bei den nächsten Einkäufen gelegentlich auch eure Vernunft involvieren möchtet oder es euch einfach interessiert, was es mit dem Preis auf sich hat, hier die für mich entscheidenden Faktoren:

  • Arbeit im Rebberg: ein grosses flaches Feld vs. viele kleine steile Hänge, pflegeleichte vs. empfindliche Traubensorten, Einsatz von Maschinen vs. Handarbeit, minimaler Aufwand vs. sorgfältige Pflege , viel vs. wenig Ertrag, Sicherheit vs. Risiko, und vieles mehr.

Die Arbeit im Rebberg ist das A und O für einen guten Wein und somit der wichtigste Faktor überhaupt, wenn es um die Qualität geht. Für die Konsumenten ist diese Arbeit aber kaum fassbar, denn sie ist selten auf dem Etikett aufgeführt. Nur wer ein Weingut kennt, kann mit Sicherheit sagen, wie im Rebberg gearbeitet wird. Klammer auf. Das spricht für den direkten Kauf ab Hof. Aber auch für eine Weinhandlung, in der euch gerne und breit erklärt wird, wie der Winzer seine Reben pflegt. Klammer zu. Wer viel Zeit in den Rebbau investiert, hat logischerweise höhere Produktionskosten. Was wiederum einen Einfluss auf den Verkaufspreis hat. Bei einem billigen Wein könnt ihr also davon ausgehen, dass im Rebberg so einfach und schnell wie möglich gearbeitet wird. Minimalster Aufwand, maximaler Ertrag – lautet dort das Credo. Wie sich die zwei unterschiedlichen Philosophien auf die Qualität der Weine auswirken, könnt ihr euch selber vorstellen.

  • Arbeit im Keller: verschiedene Technologien, Maischestandzeit, Ganztraubenvergärung, Batonnage, biologischer Säureabbau, Filtrieren, Verschneiden, Ausbau im Stahltank oder im Barrique…

Im Keller kann der Winzer oder der Önologe so richtig die Sau rauslassen. Dort wird entschieden, was für einen Weintyp sie kreieren wollen. Intervenieren sie permanent und „formen“ den Wein oder mischen sie sich kaum ein und lassen den Wein „entstehen“. Viele Stunden Arbeit im Keller können, müssen aber keinen Einfluss auf die Qualität haben. Sie wirken sich aber definitiv auf den Preis aus. Je länger ein Wein im Keller bearbeitet oder gelagert wird, desto höher die Kosten. Das ist übrigens auch der Grund, warum Rotweine teurer sind als Weissweine, sie verursachen im Keller viel mehr Aufwand.

  • Marketing: welche Flasche wird verwendet, wie sieht die Etikette aus, welche Geschichte erzählt der Winzer zum Wein, wie bekannt ist das Weingut, wie rar der Wein, wie wird der Wein von den Experten bewertet, trifft er den Nerv der Zeit?

Zum Marketing gibt es nicht viel zu sagen. Ihr wisst sicher, wie der Hase läuft. Es hat null Einfluss auf die Qualität, macht aber einen Grossteil des Preises aus. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Ob ein Wein 20, 200 oder 2’000 Franken kostet, ist nur eine Frage vom Marketing.

Fazit: Grosse Bemühungen im Rebberg, die angemessenen Arbeiten im Keller und etwas Marketing ergeben gute Weine zu fairen Preisen. Sprich Weine, die irgendwo zwischen 20 und 30 Franken liegen. Natürlich bin ich auch teilweise bereit, 50 Franken oder mehr auszugeben. Das mache ich aber mehr aus Neugier und Freude an Spezialitäten. Auch weniger als 20 Franken ist möglich. Aber wenn der Preis unter 15 Franken geht, müsst ihr euch schon fragen, bei welchem der drei erwähnten Punkten, er ein Defizit aufweist.

 

PS: Natürlich ist auch die Herkunft entscheidend, wenn es um den Preis geht. In Italien zum Beispiel lässt es sich günstiger produzieren als in der Schweiz. Hier solltet ihr euch auf euer Wissen verlassen können.