Der Sommer ist da. Und mit ihm die Panik, dass er bald wieder vorbei ist. Ja, ich sollte an meinen Verlustängsten arbeiten. Item. Im Sommer nimmt die Flüssigkeitsaufnahme zu. Wasser, Wein, Bier, erfrischende Drinks. Ohne je eine Statistik gesehen zu haben, würde ich behaupten, im Sommer wird tendenziell mehr Bier, dafür weniger Rotwein getrunken. Ich jedenfalls gehöre zu dieser Gattung. Wenn draussen 30 Grad ist und die Sonne noch scheint, trinke ich ungern ein Glas Rotwein. Bier hingegen fliesst und löscht den Durst. So gesehen hätte ich einen Blogbeitrag über Sommerbiere schreiben sollen.
Aber es ist ja nicht so, dass ich im Sommer gar keinen Wein trinke. Kommen wir auf den Punkt. Ich habe eine ganz klare Vorstellung von einem Sommerwein. Er muss mich beflügeln, ja nicht ersticken. Er sollte mich begleiten, ohne dass seine Präsenz penetrant wirkt. Er gibt mir das Gefühl von Freiheit, setzt keine Grenzen. Kurz, es ist ein leichter, spritziger, fruchtiger, mineralischer Weisswein. Allenfalls auch ein trockener Rosé. Nichts Kompliziertes, nichts Üppiges. Eine klare Struktur soll er haben und mich von einem heissen Sommernachmittag in einen lauwarmen Sommerabend führen.
Letzte Woche musste ich meinen Horizont allerdings öffnen. Wir hatten wieder einmal einen Weinklub-Anlass. Das Thema war Sommerweine und jeder brachte seinen perfekten Begleiter für lange, heisse Tage mit. Ich war erstaunt, wie unterschiedlich die Interpretation eines Sommerweines sein kann. So haben viele Rotweine ihren Platz auf dem Tisch gefunden. Die meisten Weine (inkl. Weissweine und Rosé) waren Weine, die zum Essen getrunken werden. Anfangs dachte ich, dass der Trinkcode nicht verstanden wurde. Musste meine Meinung aber revidieren. Spätestens als eines der Gspändli auf meinen Kommentar zu seinem Bündner Pinot „Der ist zu filigran und geht bei Sommer und Grill völlig unter“, antwortete: „Du hast noch nie mein Rindsfilet vom Grill probiert“. Stimmt. Habe ich nicht (auf die Einladung warte ich noch).
Mir wurde bewusst, dass Sommer weitaus mehr zu bieten hat als Aperööle, Bratwurst und Pastasalat. Man kann ja auch im Juli stilvoll und gediegen dinieren und in diesem Fall passt ein vielschichtiger Wein durchaus.
Sommerwein ist eben doch nicht unbedingt gleich einfach, leicht und fruchtig. Auf den Einsatz kommt es an.
Vor dem Apéro: Rosé, all day long, ohni öpis. Keine Ahnung warum ich diesen Wein nur „nackt“ trinke. Zum Essen mundet mir Rosé weniger, aber das ist schlussendlich Geschmacksache. Wenn Rosé dann knochentrocken, wie sie ihn in der Provence trinken. Geht nur im Sommer. Nur mit Sonne.
Zum Apéro: hier bleibe ich beim leichten Weissen. Schweizer Weine eignen sich ganz besonders gut, ob Riesling-Sylvaner, Chasselas, Räuschling oder Pinot Gris, spielt fast keine Rolle. Ebenfalls eine gute Wahl: Verdejo aus Spanien, Vinho Verde aus Portugal, Riesling aus Deutschland oder grüner Veltliner aus Österreich.
Zum Essen: eben, jetzt kommt es darauf an, ob es Bratwurst oder ein Rindsfilet gibt. Neutrale Folienkartoffeln oder Hörnlisalat (Pfui) dazu?
Zu leichten, aber einfachen Speisen (gehört Bratwurst nicht dazu), zum Beispiel zu einem Poulet, mag ich gut gekühlte, leichte Rotweine: Zweigelt aus dem Burgenland, Vernatsch aus dem Südtirol, Beaujolais aus Frankreich, einfache Pinot Noir (ohne Holz) aus Deutschland oder der Schweiz.
Geht es um die Gartenparty, wo alle querbeet essen und ein Salatbuffet aufgestellt wird, sollte es nach wie vor etwas Einfaches aber Kräftigeres (nicht zu verwechseln mit üppig) sein: Barbera oder Chianti aus Italien, Tempranillo aus Spanien oder eine Assemblage aus Südfrankreich.
Wenn das Superfilet auf dem Grill landet, könnt ihr mit Freude die Bordeaux und Burgunder auspacken. In diesem Fall steht das Fleisch vor dem Sommer. Ihr solltet also trinken, was ihr auch im Herbst oder Winter zu gutem Fleisch auftischen würdet.
Und was gibt es zur Bratwurst? Ich habe bis jetzt nichts gefunden, das passt (bin aber offen für Hinweise). Deshalb, go for a beer!
Rotweine könnt ihr im Sommer übrigens sehr gut, gekühlt servieren.
Von üppigen, klebrigen Süditaliener würde ich im Sommer die Finger lassen. Und im Winter ehrlich gesagt auch.
Geniesst ihn, solange er noch da ist!
[…] habt, dann solltet ihr das unbedingt nachholen. Am besten jetzt. Es ist nämlich ein hervorragender Sommerwein. Für die Berner unter euch, unsere Weinhandlungen haben den Räuschling irgendwie noch nicht […]
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