Letzte Woche stand Hamburger auf dem Menuplan. Wie bei der Bratwurst, bin ich der Meinung, dass Wein nicht die beste Begleitung dafür ist. Da ich neben Wein auch sehr gerne Bier trinke (Gott sei Dank, denn es ist der beste Ausweg wenn irgendwo schlechter Wein ausgeschenkt wird), beschloss ich, Bier zu servieren. Aber wir wollen ja nicht den ganzen Abend das gleiche Bier trinken, also resultierte eine Bierdegustation.
Heute geht es somit für einmal nicht um Wein, sondern um Bier – eine gute Alternative.
Ich bin keine Bierspezialistin. Falls ich Mist erzähle oder ich mich ungünstig ausdrücke, lasst es mich wissen. Ich bin lernfähig.
Wer Bier trinkt, weiss, wie viele kleine Brauereien es gibt. Und er weiss auch, dass praktisch die ganze Bierwelt von Carlsberg und Heineken regiert wird. Gleich wie beim Wein, finde ich, dass man kleine und wenn möglich lokale Produzenten unterstützen sollte. Das fördert auch den Trinkgenuss (was nicht schwierig ist beim Bisiwasser der Giganten). Gut, beides (klein und lokal) findet sich in der Craft Gallery in Bern. Der Laden ist ein Bier-Paradies. Rund 200 Craft-Biere schmücken die Regale. Einige davon können sogar vor Ort degustiert werden. Ich war bisher vielleicht drei- bis viermal dort und wurde immer sehr kompetent und nett beraten. Aber auch ohne Hilfe versteht man relativ gut, was welches Bier zu bieten hat. Denn bei jedem Bier ist ein Schild mit Informationen zum Geschmack, Alkohol, etc. angebracht. Bier aus der Schweiz ist speziell gekennzeichnet. Gutes Konzept.
Meine Auswahl erfolgte ziemlich willkürlich, nach Lust und Auge. Das Ziel war, einigermassen erfolgreich durch den Abend zu führen. Und das kam dabei heraus:
- Der Start macht ein Märzen von der Simmentaler Braumanufaktur. Wie der Name schon sagt, wird das Bier im Simmental, genauer an der Lenk, hergestellt. Das Bier ist gut, wenn auch vielleicht nicht ideal zum Apéro, dafür ist es fast zu geschmacksintensiv. Karamell und Kaffee sind präsent. Fazit? Meinen Favoriten von Simmentaler, das Mountain Pale Ale (sehr zu empfehlen), schlägt es nicht. Trotzdem, ordentliche Leistung. Märzenbier wurde übrigens ursprünglich nur im März gebraut, deswegen der Name. Es war für eine längere Lagerung vorgesehen und wird entsprechend stärker eingebraut und ist malziger wie helles Lagerbier.
- Die zweite Runde, immer noch beim Apéro, übernimmt das American Pale Ale von White Frontier. Die Brauerei kreiert ihre Biere in Martigny. Ich kannte sie nicht und habe mich soeben im Internet informiert. Scheinen krassi Sieche z’si. Und ja, ich gebe es zu, das war ein Etiketten-Kauf. Und ein Glückstreffer, mein Lieblingsbier an diesem Abend. Das Bier ist sehr aromatisch und hat neben dem intensiven Hopfen Geschmack, viel Grapefruit, ist mild und weniger bitter als ein Indian Pale Ale. Wirklich gut. Pale Ale ist in Amerika und England das gängige Bier. Im Vergleich zum Lager hat es viel mehr Hopfen, ist intensiver und fruchtiger.
- Weiter geht’s, zum Essen, mit einem Indian Pale Ale von Cayon’s. Gebraut wird in Aigle. Die Etikette wirkt etwas verstaubt, symbolisiert aber eigentlich gut den Craft-Gedanken. Mit 8% Alkohol ist es das stärkste Bier in der Runde, was sich schnell bemerkbar macht. Literweise könnte ich es nicht trinken. Aber geschmacklich ist es gut, relativ bitter. Was für ein IPA nicht aussergewöhnlich ist. Ein IPA ist eigentlich ein normales Pale Ale, welches für die Reise von England nach Indien haltbar gemacht wurde. Sprich mehr Hopfen und mehr Alkohol. Für echte Kerle halt.
- Immer noch am Essen, schenke ich das Indian Pale Ale von 523 ein. Mein Herz hüpft bei dieser Brauerei. Natürlich weil es Berner sind. Jawohl, sie sind in Köniz Zuhause und sie sind so richtig am Durchstarten. Ich kenne die Leute von 523 nicht persönlich, aber verschiedene Quellen (Internet, Etikette, Events) lassen mich vermuten, dass jeder der dort arbeitet, ein klein wenig verrückt ist. Was ich ganz sympathisch finde. Ich glaube zu wissen, dass sie ein Bier selten zweimal brauen und sehr experimentierfreudig sind. Was dabei herauskommt, schmeckt. Das IPA ist etwas milder als das von Cayon, fährt aber immer noch gut ein.
- Fertig essen. Ich mag es, wenn man nach dem Essen den Gaumen erfrischen und neutralisieren kann. Das mache ich beim Wein gelegentlich mit Schaumwein. Ja, nach dem Essen. Eben als Erfrischung, quasi ein Reset. Angeblich gibt es das beim Bier auch, habe ich mir sagen lassen. Très bien, machen wir. Womit? Mit einem Sauerbier von Endo. Produziert wird in Rorschach und das Angebot ist mit drei Sorten sehr überschaubar. Was ist so special am Bier? Es hat eine ausgeprägte Säure. Und da das Bier unter Zugabe von frischer Rhabarber gebraut wurde, ist es zudem sehr erfrischend, viel Zitrusfrüchte und ein langanhaltender Abgang. Passt gut zum Sommer oder eben als Schnitt nach dem Essen. Sauerbier wird mit Spontangärung und Milchsäurebakterien in Verbindung gebracht. Viel mehr habe ich über das Produktionsverfahren leider nicht herausgefunden.
- Zur Nummer sechs haben wir es leider nicht mehr geschafft. Schade, es wäre der krönende Abschluss gewesen. Oder einfach, das Dessertbier. Ein Porter von der Maca Kraft Brewery. Ebenfalls eine Berner Brauerei. Ich habe noch nie etwas von ihnen gehört das Unternehmen scheint relativ jung zu sein. Jedenfalls hole ich die Degustation nach, am Nachmittag. Sozusagen mein Zvieri. Beim Öffnen kommt ein Hefe Geruch auf, und verfliegt ziemlich schnell wieder. Zurück bleiben süssliche Röstaromen. Ä chli Heu und Cola-Frosch. Aber ganz ehrlich, hier muss ich kapitulieren. Ich kenne mich überhaupt nicht aus mit Porter und es gehört auch nicht zu meinen liebsten Sorten. Deswegen kann ich nur schwer beurteilen, ob es gut ist oder nicht. Dunkles Bier, für ein Porter relativ leicht, nicht zu üppig. Die Brauerei werde ich jedenfalls weiterhin beobachten um bei der nächsten Gelegenheit eine andere Sorte probieren.
Soviel zum Thema Bier. Meine Konklusion, ich kann einen ganzen Abend lang Lagerbier trinken. Total langweilig. Absolut. Aber es fliesst. Wenn es interessant und vielschichtig sein soll, dann lohnen sich spezielle Biere wie eben Ales, Sauerbier, Porter undsoweiter. Davon kann ich einfach nicht Unmengen zu mir nehmen. Sie sind viel intensiver und irgendwann hat man genug davon. Ich jedenfalls. Was völlig in Ordnung ist. Man muss ja nicht immer übertreiben.