herbstweine

Bin ich zu spät? Die Blätter sind zwar schon seit längerer Zeit rot, gelb oder sogar braun, aber die Temperaturen in den letzten Tagen deuteten eher auf Spätsommer als auf Herbst. Vielleicht der Grund, warum ich bis Dato kaum Herbstspeisen verzehrt habe. Öpä einmal ein Stück Kürbis, im Salat. Ah doch, Pilze habe ich auch schon gegessen. Genau genommen einen, gefunden im Schwarzwald. Mmmh, daraus resultierte eine richtig geile Pilzschnitte.
Item. Er ist da, der Herbst. Zeigt sich von seiner schönsten Seite und wird wahrscheinlich bald vom Winter abgelöst. Oder es geht direkt in den Frühling. Wer weiss.
Im Herbst gibt es ein paar kulinarische Highlights. Sagen wir drei, mit Vermicelles vier. Zwei davon habe ich bereits erwähnt.

Und welche Weine passen dazu?

Kürbissuppe: Kürbissuppe ist nicht gleich Kürbissuppe. Einige machen sie puristisch, entweder konzentriert oder mit viel Bouillon. Andere schärfen sie mit Ingwer oder Curry. So oder so gehört zu Suppe Weisswein, in diesem Fall solltet ihr euch für einen ausgewogenen, nicht allzu fruchtigen Weisswein entscheiden. Das könnte zum Beispiel ein Pinot Gris, Pinot Blanc oder Chardonnay sein. Wenn es etwas Spezielleres sein soll, würde ich es mit einem Viognier wagen.

Pilze: Pilze faszinieren mich weil sie sowohl dominant wie auch sanft sind. Der Geruch ist ausgeprägt, im Gaumen sind sie unverwechselbar aber doch sehr schmeichelhaft und harmonisch, gelegentlich leicht erdig.
Ich musste kurz überlegen und bin zum Schluss gekommen, dass ein vielschichtiger Wein gereicht werden sollte. Nicht allzu schwer, aber raffiniert muss er sein. Ich würde einen Bordeaux servieren, mit einem hohen Merlot-Anteil. In jedem Fall ein gereifter Wein. Bei rahmlosen Gerichten wäre auch ein älterer Pinot Noir möglich.
Falls ihr die Pilze zur Vorspeise serviert, könnt ihr sie auch gut von einem Chardonnay begleiten lassen.

Wild: Ich liebe Wildgerichte. Nicht unbedingt wegen dem Fleisch – Sauce, Spätzli, Rotkraut, Rosenkohl, Marroni, Birne mit Preiselbeeren – ein Hoch auf diesen Teller. Eigentlich ein Hammerschlag. Und ein Wunder, wird er heute überhaupt noch gegessen. Eine Speise, die schwer verdaulich ist. Alkohol regt ja bekanntlich die Verdauung an, deswegen solltet ihr unbedingt Wein dazu trinken. Oder Wodka.
Bei der Weinauswahl verzichte ich auf ein Kontrastprogramm. Ausserdem schmeisse ich Reh und Hirsch in den gleichen Topf und ignoriere Kaninchen, Schwein und Fasan. Total unprofessionell, aber ich bin ein bekennender Anwender von Pragmatismus. Kommt hinzu, dass es beim Wildgericht ja nicht nur ums Fleisch sondern eben auch um die Beilagen geht.
Also, schwer muss er sein. Viel Charakter haben. Intensiv. Einnehmend. Vollmundig. Stark. Ja, hier ist ein richtiger Mann gefragt. Cabernet Sauvignon zum Beispiel oder Malbec. Wer es gerne saftig und intensiv hat, greift zu Syrah. Für Tannin-Liebhaber kommt Nebbiolo in Frage, und wer zu männlich abschreckend findet, kann einen konzentrierten Amarone kredenzen.

Was für ein Festmahl. Völlerei? Ja, wahrscheinlich ein klein wenig. Aber irgendwie muss man sich ja von den kürzer werdenden Tagen ablenken. Und Winterspeck antrainieren.