met, der honigwein

Schon einmal etwas von Met gehört?
Als mich Alexander Eckert vor Kurzem angeschrieben hat und mir von seinem Produkt erzählte, musste ich einen Moment überlegen. Met, doch das war mir ein Begriff. Vor ein paar Jahren ging ich in Begleitung von Arbeitskollegen in eine düstere Metal Bar. Ich war für die Location möglicherweise eine Spur zu hell gekleidet, fühlte mich aber sonst ganz wohl. Nach ein, zwei Runden Bier kamen wir auf Met zu sprechen. „Kenne ich nicht“, meinte ich. Keine Minute später stand ein Glas Met vor mir. Ich liess mir mehrmals versichern, dass es sich um keine andere Droge als Alkohol handelt und trank den Saft. Süss und eigenartig, so blieb mir Met in Erinnerung.

Letzte Woche war ich zu Besuch bei Alexander Eckert, Inhaber der Metsiederei Eckert. Er erklärte mir, dass Met nicht gleich Met sei und das Getränk weitaus mehr zu bieten hätte als das, was mir meine Erinnerung zuflüstert.
Aber beginnen wir von vorne. Was ist Met?

Met ist Wein aus Honig. Honigwein, eines der ältesten Getränke in der Geschichte der Menschheit. Ein natürliches Produkt, das ohne Zutun der Homo sapiens entsteht. Denn, wenn der Wassergehalt im Honig zu hoch ist, wird der Gärprozess automatisch angestossen, das Resultat davon ist fermentierter Honig.
Met ist seit jeher bekannt als ein mystisches, berauschendes Getränk und war besonders in der Antike nicht von den Tischen wegzudenken. Später wurde es vom Traubenwein verdrängt. Heute ist Met ein Nischenprodukt, das vorwiegend innerhalb „exotischer“  Szenen (Nein, das meine ich nicht negativ, nur konservativ) konsumiert wird.
Genau das will Alexander Eckert ändern. Er ist selbst Imker, die Bienen und deren Produkt liegen ihm sehr am Herzen. Seine Mission ist es, die Vielfältigkeit von Met aufzuzeigen. Er will ein Getränk produzieren, welches die Intensität und Komplexität von Honig widerspiegelt. Seine Mets sind hochwertige Produkte, welche als Delikatesse verkauft und genossen werden sollen. Der aktuelle Kundenstamm reicht vom Bio-Laden über die Weinhandlungen bis hin zur Spitzengastronomie.

Alexander erzählt mir, dass er damals als er von Deutschland in die Schweiz kam, keinen anständigen Met finden konnte, verfügbar war nur der billige CHF 5.- Honigwein. Das hatte für ihn nichts mit Met zu tun, also fing er an, selber zu sieden. Das war vor 15 Jahren. Seit fünf Jahren ist er selbstständig. Er ist einer von ca. acht Met-Produzenten in der Schweiz, vermutlich sogar der einzige, der das Metsieden hauptberuflich ausübt. Seine Siederei befindet sich bei ihm zu Hause, in Innerberg. Rund 1 – 1.5 Tonnen Honig verarbeitet er jährlich zu 3’000 Liter Wein. Mit Traubenwein hat Honigwein übrigens nichts gemeinsam, ausser dem Herstellungsverfahren. Alexander mischt eine Portion Honig mit zwei Portionen Quellwasser und fügt Reinzuchthefe hinzu, die Gärung beginnt und Zucker wird in Alkohol umgewandelt. Zum Schluss wird der Saft pasteurisiert und fertig ist der Honigwein. Da Honig viel mehr Zucker enthält wie Trauben, dauert der Gärprozess ein vielfaches länger, manchmal bis zu einem halben Jahr. Ausserdem wird nie der ganze Anteil an Zucker vergoren, was zur Folge hat, dass Met süss ist.

Alexander ist zufrieden mit dem Geschäft, aber der Konsum von Met ist in der Schweiz immer noch verhalten. Die Leute kennen das Produkt nicht und stehen dem Getränk oft kritisch gegenüber. Der Honigwein hat Geschmackskomponente, die wir nicht unbedingt kennen, die uns vielleicht sogar irritieren. Ich jedenfalls ertappte mich bei der Degustation dabei, dass ich versuchte Met in eine Schublade zu stecken. Aber in welche? Welche Person könnte ein potentieller Met-Trinker werden? Schwierige Frage, die ich nicht klar beantworten kann. Ich würde sagen, neugierige Genussmenschen sollten ihn unbedingt kennenlernen. Und natürlich Honigliebhaber. Und überhaupt alle, die es gerne süss haben. Für mich lässt sich Met am ehesten mit Süsswein vergleichen, nur mit weniger Säure. So kommt es auch, dass Met tendenziell am besten zum Dessert passt. Ein unglaublich sanftes, ja schon fast zerbrechliches Getränk, süffig, süss, aber keinesfalls klebrig oder zu üppig. In Alexander’s Sortiment sind fünf verschiedene Mets zu finden. Daneben experimentiert er laufend. Aktuell produziert er für die Weinhandlung Weinerlei einen Honigwein, der im Whiskey-Fass reifte. In dieser Form wirkt er intensiver und kräftiger. Ich nehme Met sowieso als sehr wandelbares Getränk wahr und muss sagen, dass ich ihn mir sogar als Essensbegleiter vorstellen kann. Das ist dann allerdings etwas für die Mutigen unter uns. Übrigens taugt er auch als Mixgetränk. Zum Beispiel mit Tonic Water, mmhh, eine smoothe Alternative zu Portwein-Tonic.

Mein Fazit? Met wird vermutlich nicht mein neues Lieblingsgetränk, das ist und bleibt der Traubenwein. Nichts desto trotz wird die ein oder andere Flasche ihren Platz in meinem Keller finden. Es macht einfach Freude, etwas Neues auszuprobieren, zu variieren und Abwechslung in den Wein-Alltag zu bringen.
Und, was mir an dieser Geschichte am besten gefällt, ist der Mensch der seiner Leidenschaft nachgeht. Gegen den Strom schwimmt und mit viel Überzeugung ein hochwertiges Produkt auf den Markt und in unsere Gaumen bringt. Das braucht Mut, Chapeau und weiterhin viel Erfolg, Alexander!

 

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Alexander Eckert in seinem Siedzimmer

Wer Alexander und seine Mets kennenlernen möchte, sollte den nächsten Slow Food Market in Bern nicht verpassen.