Diese Woche war ich im Rheingau. Weiterbildung. Wein-Weiterbildung. Der Rheingau ist eine nicht ganz unbedeutende Weinregion in Deutschland. Reben und Wasser zeichnen die Landschaft. Mein Besuch wollte ich zum Anlass nehmen, um einen Beitrag über die Gegend zu schreiben. Da ich die Tage aber hauptsächlich degustierend im Klassenzimmer verbrachte, habe ich kaum etwas von der Weingegend mitbekommen. Jedenfalls zu wenig um darüber zu schreiben.
Also hebe ich mir den Rheingau für später auf und berichte stattdessen wieder einmal über eine Traubensorte. Eine, die im Rheingau zu Hause ist. Meine absolut liebste Weissweinsorte: Riesling!
Meine Liebe zu Riesling habe ich während einer Reise an die Mosel entdeckt, das war vor vier Jahren. Seither kann ich mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Sie ist Königin, Geisha, CEO und Göttin in einem. Würde die Welt von einem Wein regiert werden, es müsste Riesling sein. Wieso? Weil sie einmalig ist und viel zu bieten hat:
- Intensität: Man nehme ein Glas Riesling und riecht daran, Kabuuuum. Diese Aromen, so intensiv und vielschichtig. Fesselnde Gerüche von grünen Äpfel über Blüten und Stein bis hin zu Honig (und für die Schnüffler unter uns, ein Hauch Kerosin). Es schreit: „Trink mich“, und es bleibt einem nur zu erwidern: „Werde ich, hier und jetzt“. Ich meine, wer von euch schafft es, alleine über seinen Geruch und ohne Worte innert kürzester Zeit die Zunge des Gegenübers kennenzulernen? Das ist schon eine reife Leistung. Und die Lust hört nicht etwa im Mund auf, das konzentrierte Aroma dehnt sich aus, räkelt den Gaumen herab und bliebt oft noch Minuten haften, bis man zum nächsten Schluck eifert.
- Bandbreite: Von trocken bis süss ist alles möglich. Und alles ist fantastisch! Trocken ist Riesling mineralisch und animierend, süss wirkt sie verführerisch und umwerfend. Das bedeutet Riesling passt zu den verschiedensten Momenten im Leben und kann wunderbar durch einen ganzen Abend begleiten. Apéro, gerne. Vorspeise, locker. Meeresfrüchte & Fisch, mit Freude. Scharfes und/oder asiatisches Essen, wie gemacht dafür. Käse oder ein süsses Dessert, Jackpot! Am Schluss noch ein Glas Riesling-Sekt zur Auffrischung und weiter geht’s, in den Klub oder ins Bett. Da Riesling so vielseitig ist, solltet ihr euch beim Kauf oder bei der Bestellung im Restaurant versichern, dass der Süssegrad eurem Gusto entspricht. Trocken ist trocken, feinherb/halbtrocken ist leicht süsslich und bei Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen und Eisweinen handelt es sich um Süssweine.
- Regionaliät: In der Schweiz gibt es noch nicht allzu viele Rieslinge. Aber die Traubensorte wächst in unmittelbarer Nähe. Die besten Rieslinge kommen zweifelsohne aus Deutschland. Das ist sogar eine Reise ins Nachbarland wert. Wer es lieber französisch hat, ist im Elsass gut aufgehoben.
- Langlebigkeit: Riesling entzückt nicht nur in jungen Jahren, sondern wird – je nach Machart – mit jedem Jahr besser. Sie ist eine der wenigen Weissweinsorten, die sich im hohen Alter von der besten Seite zeigt.
Riesling ist für mich eine Frau. Eine mit der es nie langweilig wird, von der man immer mehr will, die höchst selten enttäuscht, in verschiedensten Facetten begeistert und mit den Jahren schöner und spannender wird. Eine stolze Frau, die selbst wenn sie verdammt sauer ist, es nicht zu spüren gibt und trotzdem begehrenswert bleibt. Eine, die jede und jeden um den Finger wickelt, Stil und Klasse hat.
Würde ich eine Frau fürs Leben suchen, sie müsste sein wie Riesling. Hätte ich sie gefunden, würde ich sie nie wieder gehen lassen.
…ja, so eine Frau würde ich auch nicht mehr ziehen lassen:-)
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