Zeit für Wein-Lexikon, Teil zwei.
Autochthon
Wüsstes Wort, aber die Bedeutung ist schön. Eine autochthone Rebe ist eine, die vorwiegend in dem Gebiet kultiviert wird, wo sie auch heimisch ist. Die Schweiz ist gut bestückt mit autochthonen Rebsorten, zum Beispiel Räuschling, Completer, Amigne oder Petite Arvine.
Relevanz: verstehen und bluffen
Oechsle
Oechsle ist eine Masseinheit für den Zuckergehalt. Man misst, wie viel Mostgewicht (Zucker) in einer Beere steckt und spuckt das Resultat in Form von Grad Oechsle aus. Die Oechsle sind entscheidend für den Lesezeitpunkt der Trauben. Zum einen lassen sie den Winzer wissen, wie reif die Trauben sind, zum anderen verraten sie, wie viel Alkohol der daraus resultierende Wein haben wird. Denn, wie wir wissen, wird bei der Gärung Zucker in Alkohol umgewandelt. Wenn wir also einen trockenen Wein wollen, müssen wir den Most so lange gären lassen, bis kein Zucker mehr vorhanden ist. Je mehr Zucker in den Beeren, umso höher der Alkoholgehalt des Weines. Capite?
Relevanz: verstehen, vor allem wenn ihr auf einem Weingut seid.
Unfiltriert
Was unfiltriert ist, wisst ihr, doch in Bezug auf Wein ist der Begriff nicht sehr geläufig. Das liegt wohl daran, dass vergärter Traubensaft vor der Abfüllung fast immer filtriert wird. Ja, Wein wird filtriert. So wie jeder andere Most auch. Oder eben nicht. Bei Bier ist unfiltriert Usus und beliebt. In der Weinwelt hat man es lieber klar. Erstens, weils schöner aussieht, zweitens weil es die Lagerfähigkeit beeinträchtigen kann. Naturweine sind oft unfiltriert. Und das bekannteste Schweizer Beispiel für unfiltrierten Wein ist der Neuenburger „non filtré“, ein Chasselas. Die Filtration hat auch einen Einfluss auf den Geschmack, die Weine wirken teilweise etwas dumpf, als wären sie in Watte gehüllt. Ich trinke sie eigentlich ganz gerne, aber es muss passen. Und das tut es nicht immer.
Relevanz: verstehen
Bodensatz
Dieses braunrote Zeugs das oftmals mit dem letzten Schluck Wein aus der Flasche ins Glas flutscht. Es handelt sich hier um ein Gemisch von Farbstoffen, Tannin, abgestorbenen Hefezellen, usw., die sich im Laufe der Zeit von der Flüssigkeit lösen und zu Boden sinken. Die genaue chemische Erklärung erspare ich euch (und mir). Jedenfalls ist es weder giftig noch ein Weinfehler. Im Gegenteil, bei älteren Weinen ist es sogar ein Qualitätsmerkmal. Trotzdem sieht ihn der Konsument ungerne, verständlich – Satz lässt das Glas siffig wirken und fühlt sich im Mund an wie Erde. Aber Wein ist und bleibt halt doch ein Naturprodukt. Wer sich an dem Depot stört, soll der letzte Schluck in der Flasche lassen oder den Wein dekantieren.
Relevanz: verstehen
Terroir
Schönes Wort, nicht? Terroir bezieht sich in der Weinwelt auf die natürlichen Gegebenheiten einer Weinregion. Sprich Boden, Klima und Topographie. Ob der Boden mehrheitlich aus Lehm oder Kies besteht, das Wetter beständig und warm oder wechselhaft ist, ein Rebberg am Hang oder neben Wasser steht, hat einen grossen Einfluss auf den Wein. Terroir-Weine sind also jene, die ihr Terroir zum Ausdruck bringen. Das ist ebenfalls ein Qualitätsmerkmal.
Relevanz: verstehen und bluffen
Alte und neue Welt
Die Erklärung ist einfach: alte Welt = Europa, neue Welt = alles andere, also Übersee, will heissen: Amerika, Südafrika, Australien, Neuseeland. Es ist hauptsächlich die Philosophie, die den Unterschied macht. So produzieren Weingüter der alten Welt auf traditionelle Art und Weise Wein, während jene, der neuen Welt, auf moderne Instrumente und Techniken setzen. Paradebeispiel dafür ist der Einsatz von Barrique in der alten Welt versus Holz-Chips in der neuen Welt. Wobei man sagen muss, dass die Differenz heute kleiner ist wie früher. Denn immer mehr Winzer von der alten Welt wenden Praktiken aus der neuen Welt an, und natürlich umgekehrt. Es gilt also, das Weingut als Individuum unter die Lupe zu nehmen.
Relevanz: verstehen und anwenden
Cornalin, Humagne Rouge und Petite Arvine sind nicht so authochton wie es den Anschein macht.
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aha, das heisst?
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Die im Wallis ans Cornalin und Humagne Rouge bekannten Soerten stammen ursprünglich aus dem Aostatal und gedeihen dort immer noch allerdings unter anderen Namen. Petite Arvine gedeiht ebenfalls an beiden Orten. Siehe auch http://www.weinlandschweiz.ch unter den entsprechenden Stichworten.
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Ich informiere mich jeweils über diverse Quellen, in diesem Fall waren es Weinlandschweiz, Les Vins du Valais und das Oxford Weinlexikon. Es ist korrekt, dass sowohl Petite Arvine, Cornalin und Humanen Rouge auch im Aostatal gedeihen. Bei Petit Arvine sind sich meine Quellen allerdings einig, dass sie im Wallis heimisch ist. Cornalin und Humagne Rouge sind autochthone Sorten des schweizerisch – italienischen Alpenraums. Wobei Jancis Robinson meint, Humagne Rouge sei eine autochthone Rebe aus der Schweiz. 😉 Wie auch immer, ich habe den Artikel angepasst und danke dir für den Hinweis.
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