UPDATE: 1. mai, der sinnvolle feiertag

Nein, nicht weil ich den freien Tag dafür nutzen kann, vermummt mit Steinen um mich zu werfen. Nein, weil der Tag ist wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen. Gut, wahrscheinlich ist das leicht übertrieben (weckt aber vielleicht das Interesse der Leser).
Am 1. Mai ist der grandiose Tag der offenen Weinkeller. In der Deutschschweiz. Das bedeutet, fast alle Weingüter – von der Bündner Herrschaft über Basel (ja dort gibt es Wein) bis zum Bielersee – öffnen ihre Tore und präsentieren ihre Schätze. In welcher Form sie das tun, ist ihnen überlassen. Einige begleiten die Degustation mit kulinarischen Spezialitäten aus der Region, andere entzapfen neben den aktuellen Jahrgängen ein paar ältere Flaschen zum Vergleichen. Jeder rückt sein Weingut nach dem eigenen Gusto ins perfekte Licht. Das Elementare dabei, ihr bekommt die Möglichkeit alle Weine einer Winzerfamilie zu degustieren. Damit nicht genug, ihr lernt gleich noch das Weingut, die Weinmacher und die Weingegend kennen. Und das alles passiert in einem völlig legeren Ambiente. Wenn ihr mit einem Weingut durch seid, geht’s auf zum nächsten – es soll sich ja lohnen, das Sofa für einen Tag zu verlassen. Ihr könnt den Besuch eines Weinguts auch wunderbar mit einer romantischen Wanderung verbinden. Nichts ist schöner als Rebenlandschaft.
Da der 1. Mai in diesem Jahr ein Dienstag ist, und es arbeitswillige Völker wie die Berner gibt, öffnen die Weinkeller auch am Wochenende vom 5./6. Mai. Wo ihr was oder wen besuchen könnt, findet ihr auf der offiziellen Webseite. Natürlich erzähle ich euch auch, wo es mich in diesem Jahr hinzieht und was für andere Kellerbesuche ich euch empfehle. Wichtig, bewegt euch entweder mit ÖV oder organisiert eine Schwangere als Fahrerin. Und übernehmt euch nicht, mehr als drei Weingüter pro Tag liegen kaum drin.
Übrigens, die Degustationen sind alle gratis. Speisen, die übers Apéroplättli hinaus gehen, sind verständlicherweise kostenpflichtig.

Bern & Bielersee 
Weinkellerei Hasler
Vor einem Jahr war ich an einer Degustation mit und von Lukas Hasler und ich war beeindruckt von Bandbreite die ein und der selbe Wein in verschiedenen Jahrgängen bot. Grosses Kino. Die Weinkellerei bietet ihren Gästen Wein, Antipastiplättli und eine Panoramaterrasse mit Sicht auf den Bielersee. Das ist definitiv ein Besuch wert.

Steiner Schernelz Village
Mein Herz ist gross für die Weine von Sabine, was sicher auch mit ihrer Persönlichkeit zu tun hat. So bescheiden, so zielstrebig, so ruhig, mit eine klare Linie – einfach beeindruckend diese Frau. Und so auch ihre Weine. Bei ihr lohnt sich ein Besuch am 1. Mai doppelt und dreifach. Man setzt sich an einen Tisch, es wird ein schönes Apéroplättli serviert und danach werden einem der Reihe nach alle gewünschten Weine eingeschenkt. Und zwar grosszügig eingeschenkt. Sabine verzichtet auf Masse und zeigt Klasse. Wichtig hier, anmelden! Und vielleicht besser in Begleitung hingehen. Und mit einem schönen Spaziergang verbinden.

Rindisbacher Weinmanufaktur
Über Matthias habe ich auch schon berichtet. Ein Besuch empfehle ich allen, die sich nicht zu lange vom Sofa lösen wollen (als Berner) oder denen, die die Stadt dem Land vorziehen. Der Weinkeller ist Mitten im Zentrum von Bern.  Und die Weine sind auch gut, fantastique n’est pas? Matthias präsentiert seine Weine nur am Samstag (5.5.) und Sonntag (6.05.).

Aargau
Weingut zum Sternen
Gogogo, es ist das beste Weingut überhaupt. Das sage ich nicht nur, weil ich dort gearbeitet habe. Der Riesling-Sylvaner, Pinot Gris, Sauvignon Blanc, Pinot Noir Kloster Sion. Danke Gott, hast du Wein in unser Leben gebracht. Hinzu kommt ein wirklich schöner Keller. Und die Selbstbedienung. Im ganzen Keller verteilt stehen Flaschen, die sorgfältig getrunken werden wollen. Eine sehr schöne Stimmung, ohne Kaufzwang (aber die Kauflust kommt automatisch). Andreas und sein Team öffnen am Dienstag (1.5.) und Sonntag (6.5.).

Baumgartner Weinbau
Lukas und seine Frau Sandra machen ebenfalls einen sehr guten Job. Das Weingut ist verhältnismässig jung (Gründung im 2002), dafür pflegen sie eine moderne Philosophie. Es befindet sich in der Nähe vom Weingut zum Sternen. Die zwei lassen sich also gut miteinander verbinden, sofern man mit dem Auto unterwegs ist.

Wehrli Weinbau
Etwas „zentraler“ gelegen, in Küttigen. Auf dem Weingut war ich noch nie. Aber die Kinder Rolf und Susi, die das Weingut in dritter Generation führen, sind beide sehr herzlich, bodenständig und ehrgeizig. So auch ihre Weine. Dort seid ihr sicher gut aufgehoben.

Zürich & See 
Weingut Schwarzenbach
Eine Legende. Eine sausympathischen Familie und sehr aktiv wenn es um die Bekanntmachung von Zürichsee-Wein geht (im positiven Sinne). Die Weine werden unten im Keller degustiert. Wenn ihr plant dorthin zu gehen, nehmt Hunger mit, es gibt frische Fischknusperli. Mit einem Glas Räuschling. Mmmhh.

Weingut Erich Meier
Erich Meier hat Sinn für Ästhetik und macht schönen Sauvignon Blanc. Und Pinot Noir. Es ist eine beliebte Adresse in Zürich und so hat es auch entsprechend viele Leute. Nichts für Leute mit Platzangst. Dafür für alle die Winter-weh haben, bei ihm gibt’s Raclette. Achtung, er öffnet die Türen nur am 1. Mai.

Weingut Diederick
Mein Lieblings-Räuschling. „Didi“ ist Quereinsteiger und hat sooo viel Leidenschaft für sein Handwerk, dass er am 1. Mai 2014 zusammen mit seiner Frau das Weingut Diederick eröffnete. Letztes Jahr hat bei ihm der Frost heftigst zugeschlagen, daher weiss ich nicht, was er heuer im Angebot hat. Aber ein Besuch bei Didi lohnt sich schon nur, weil er einen mit seiner guten Laune ansteckt.

Weingut Schwarz
Starker Wein – ist ihr Slogan. Das sagt eigentlich schon alles. Der Junior, Andreas, ist eine Maschine, ä richtige Büezer halt. Und der Wein soll auch gut sein, habe ich mir sagen lassen. Kulinarisch bietet er mariniertes Winzersteak vom Grill – bei ihm wird eben noch richtig gegessen.

Weingut Nadine Saxer
Es bizzli weiter weg von Zürich. Aber wer so guten Riesling-Sylvaner macht, muss besucht werden. Soll auch ein architektonisches Highlight sein, ihr neuer Weinkeller sieht sehr stilvoll aus und beeindruckt live sicher noch mehr als auf den Fotos. Das Weingut hat die Tore nur am 1. Mai offen.

Schaffhausen (wo ich dieses Jahr hingehen werde)

WeinStamm
Ich mag sowohl seinen Müller-Thurgau wie auch seine Pinots. Und der Herr Stamm hat so eine ruhige, angenehme Art.

Weinbau Markus Ruch
Seine Pinots sind Klasse. Bin gespannt, wie es auf dem Hof aussieht.

Baumann Weingut
Die Weine kenne ich noch nicht wirklich, aber es gibt eine Vertikale von 2006 – 2017, einmalige Chance.

Und vieles, vieles mehr gibt es zu Entdecken. Ich könnte die Liste noch länger machen und kenne trotzdem bei Weitem nicht alle Weingüter. Egal wofür ihr euch entscheidet, tut es. Geht hin. Nutzt die Gelegenheit. Wenn nicht für euch, dann macht es für mich. Viel Spass dabei.