Inmitten der Reben zu spazieren ist ähnlich entspannend wie meditieren (weiss ich, weil ich regelmässig meditiere). Rebberge sind einfach schön fürs Auge und geben einem ein gutes Gefühl. Plus, wo es Reben gibt, kann der Wein nicht weit weg sein. Deshalb ist eine Rebbergwanderung die perfekte Tagesbeschäftigung.
In der Schweiz gibt es glücklicherweise ein, zwei Rebberge und dank unseren Seen sind viele davon eine Augenweide (übrigens eine Kombination – Rebberg am See – die man im Ausland selten antrifft).
Hier also ein paar Ausflüge, die ich schon gemacht habe oder noch in Angriff nehmen möchte.
Bielersee
Mit der Stadt Biel kann ich nicht wirklich viel anfangen. Umso heisser liebe ich den Bielersee und dessen Küste. Er hat eine gute Grösse und im Blickfeld präsentiert sich stets die St. Petersinsel. Eine total unspektakuläre Insel, aber irgendwie macht sie den See interessanter. Eine Wanderung ist von Biel bis La Neuveville möglich. Die Route könnt ihr quasi bei jeder Ortschaft beginnen oder beenden. Die rebenintensivste Etappe liegt zwischen Twann und Ligerz – diese solltet ihr auf keinen Fall verpassen. Falls ihr nicht nur Reben sehen wollt, empfehle ich einen Schlenker über die Twannbachschlucht einzubauen. Dauer von Biel nach Neuveville: ca. 4 Stunden.
Highlight: Schernelz mit der kleinen Kirche und die Terrasse vom Restaurant aux Trois Amis.
Für: Geniesser, Berner
Lavaux
Die berühmteste und eindrucksvollste Weinregion der Schweiz. Reben am See ist ja schon der Wahnsinn, aber dann noch eine Bergwelt dazu. Wow. Hinzu kommen die unterschiedlichsten Parzellen – klein/gross, steil/ flacher, die Cru Lagen – schon ein kleines Paradies. Auch wenn mich die Weine der Region nicht immer innig berühren, die Gegend hat ihren Ruhm verdient. Die Wanderung könnt ihr entweder in Lausanne beginnen und die erste Etappe dem See entlang gehen, oder ihr fahrt direkt nach Lutry und marschiert von dort aus los. Die Strecke zwischen Lausanne und Lutry fand ich ganz schön, auch wenn noch keine Reben zu sehen sind. Chli Wasser und Enten, gemütlich. Ab Lutry öffnet sich dann der Rebenhimmel. Gigantisch. Der Weg geht auf und ab. In St. Saphorin angekommen, könnt ihr aufs Schiff hüpfen und nach Lausanne zurückfahren.
Die Wanderung könnt ihr übrigens auch in St. Saphorin starten und nach Lutry laufen (ist in den meisten Wanderrouten auch so angegeben), mir persönlich gefällt aber Lutry – St. Saphorin wegen der Sicht auf die Berge besser. Dauer: ca. 3 Stunden.
Highlight: Dézaley, St. Saphorin, eigentlich alles
Für: Schifflifahrer, alle die noch nie dort waren
Weinfelden
Was zum Teufel macht man im Thurgau? Habe ich mich auch gefragt. Aber hey, es ist im Fall richtig schön dort. Zugegeben sind die Rebberge nicht ganz so faszinierend wie im Lavaux, aber die friedliche, unspektakuläre Stimmung hat eben auch seinen Reiz. Der Weinweg Weinfelden mit dem dazugehörigen Wanderrucksäckli – welches ihr am Bahnhof kaufen und euch damit auf die Schatzsuche machen könnt – lässt euch eine eher unbekannte Gegend der Schweiz erkunden. Die grünen Wiesen, Apfelbäume, die Bauernhöfe, heile Welt. Und wenn ihr Lust habt, könnt ihr die Wanderung sogar mit einer Schifffahrt von Kreuzlingen nach Schaffhausen ausklingen lassen. Bilderbuch.
Highlight: Weinsafe, die Apfelbäume, Fluss-Schifffahrt
Für: fortgeschrittene Rebenwanderer, Schifflifahrer, Geerdete
Ausführlicher Bericht über den Tagesausflug
Murten
Ich kenne nur die Route „Riviera“, welche von Sugiez nach Môtier führt. Dauer ca. 1 Stunde. Da die Hänge nicht ganz so steil sind, kein Wow-Erlebnis, aber trotzdem hübsch. Lässt sich zum Beispiel mit einer Velotour oder einem Restaurantbesuch verbinden.
Highlight: Fischknusperli im Hôtel de l’Ours
Für: Wandermuffel, kurzentschlossene Berner
Genf
In Genf habe ich mich sehr schwer getan mit dem Wanderweg. Beziehungsweise habe ich den falschen Weg gewählt. Daher kann ich nicht viel darüber sagen. Es ist eine menschenleere Gegend, dafür aber grosse Flächen. Es würde sich vielleicht lohnen, die Gegend mit dem Velo zu erkunden. Und wenn doch zu Fuss, unbedingt von Satigny über Peissy nach Dardagny gehen.
Highlight: ehm, Dardagny?
Für: alle die in Genf Natur suchen
Ausführlicher Bericht über meine Wanderung in Genf
Bündner Herrschaft
Weine mit absurden Preisen. Die Crème de la Crème der Schweizer Weinszene – ganz nach dem Vorbild Burgund. Ich will weder schlecht noch gut von den Weinen sprechen. Ja, auch ich hege eine Faszination für die Gegend, weil sie einfach sehr gute Pinots machen. Aber der Hype und vor allem die Preise stören mich trotzdem. Es gibt auch andere Regionen, die schöne Pinots in die Flasche bringen. Item. Wandern in der Bündner Herrschaft ist sicher eine befriedigende Beschäftigung. Habe ich noch nicht gemacht, steht aber ganz weit oben auf der To-Do-Liste: von Landquart nach Fläsch. Dauer: 3 Stunden.
Highlight: Winzerstube Ochsen in Malans mit vielen Donatsch-Weinen im Offenausschank.
Für: Pinot-Liebhaber, Bluffer, Bergler
Falls ihr Tipps für weitere Ausflüge habt, lasst es uns wissen.