Gewölbekeller, stylische Regale gefüllt mit mind. 500 teuren Flaschen. Schön, aber das meine ich nicht, wenn ich von „Weinkeller einrichten“ rede.
Kennt ihr diese Situation: Es wird gekocht, ihr geht in den Keller, seht viele schöne Flaschen, aber keine passt zum Gericht. Ja? Okay. Nein? Dann ist euch vielleicht folgende Szene vertraut: Es wird gekocht und es kommt euch gar nicht erst in den Sinn in den Keller zu gehen, denn dort befindet sich nur die Skiausrüstung, einige Koffer, Altpapier und eine Dose Pelati. Ja? Okay.
Egal ob ihr zu Typ eins oder zwei gehört, ihr seid ein Tick zu kurzsichtig. Was ich nachvollziehen kann, meistens kaufe ich Wein nach Lust und Interesse, natürlich auf den Moment bezogen. Nicht ideal, weil schlussendlich nervt es, wenn ich zum Essen nicht den passenden Wein habe. Diversität ist gefragt. In einem Vorratsschrank stehen schliesslich auch nicht nur 20 Packungen Spaghetti, da versteckt sich höchst wahrscheinlich noch eine Packung Penne, Reis, Polenta, Couscous, usw. Je nach Gericht passt die eine oder andere Beilage besser. Well, beim Wein ist es nicht anders.
Wer Zuhause über einen guten Grundstock an Wein verfügt, ist viele seiner Sorgen los.
Ich habe mir also überlegt, was ein Weintrinker im Keller haben sollte und eine kleine Einkaufsliste erstellt. Ob ihr Weinneuling oder Weinkenner seid, spielt in diesem Fall keine Rolle.
einsatz
Apéro: leichter, frischer Weisswein oder Schaumwein. Sauvignon Blanc, Verdejo, grüner Veltliner, Riesling, Riesling-Sylvaner, Albarino, Prosecco, Champagner, Cava, Crémant.
Pasta-Pizza-Plausch / Vegetarisch / Alltagsgerichte: der klassische Tischwein, sprich einfacher, mittelkräftiger, süffiger Rotwein mit Biss. Sangiovese, Barbera, Zweigelt.
Fisch: gehaltvoller Weisswein oder leichter Rotwein. Chardonnay, Pinot noir, Gamay.
Raclette/Fondue: neutraler Weisswein. Chasselas.
Sommergerichte: frischer, leichter, fruchtiger Wein. Pinot noir, Gamay, Zweigelt, Rosé.
Grillweine: einfache Alleskönner. GSM (Grenache, Syrah, Mourvedre), Malbec, Tempranillo.
Scharfes: halbtrockener (sprich mit Restzucker) Weisswein. Gewürztraminer, Chenin blanc, Riesling.
Rotes Fleisch: komplexer Rotwein mit Charakter. Nebbiolo, Pinot noir, Bordeaux-Blend, Syrah.
Dunkle Schmorgerichte: gehaltvoller Rotwein. Syrah- (Assemblage), Cabernet Sauvignon, Blaufränkisch.
Dessert/Käse: Weine mit Restzucker. Portwein, Sauternes, Riesling.
einkaufsliste
Das ergibt für einen Zwei-Personen-Haushalt, der ab und zu Besuch hat und gelegentlich eine Flasche für sich öffnet:
- 6 x* fruchtige/mineralische Weissweine wie Riesling-Sylvaner, Riesling, grüner Veltliner, Soave, Sauvignon Blanc, Verdejo, Albarino, weil: zum Apéro, und Apéro gibt es zu jeder Jahreszeit. Deshalb reichlich davon.
- 2 x Schaumwein, weil: zum Apéro
- 4 x Pinot noir, weil: einfacher Pinot ein guter Sommerwein ist, ideal zum Fleisch-Käse-Plättli, sowie Fisch oder Flammkuchen passt und der komplexere Pinot ein charmanter Begleiter zu Filet und Co. ist. (Und es in der Schweiz viel Pinot gibt. Also eigentlich würde ich 6 nehmen.)
- 2 x Gamay, weil: frisch, fruchtig, trotzdem dicht und somit der perfekte Sommer-und Partywein.
- 2 x Chasselas, weil: zum Fondue/Raclette, im Notfall auch zum Apéro
- 1 x Chardonnay, weil: zum Fisch
- 2 x Rosé, z.B. aus der Provence, weil: Klassiker im Sommer
- 6 x Alltagswein wie Barbera, Sangiovese, Zweigelt, weil: unkompliziert, günstig, für jeden Tag
- 4 x Alleskönner wie Malbec, Tempranillo, weil: günstig, gut zum Grill und ganz ehrlich, man immer wieder Gäste hat, die saufen und wenig Wert auf ….. legen
- 2 x Syrah- (Assemblagen, Grenache/Syrah/Mourvèdre), weil: zu dunklen Saucen oder Gerichte, die etwas üppiger ausfallen
- 3 x Nebbiolo, weil: zum guten Fleisch
- 2 x Bordeaux, weil: zum guten Fleisch
- 1 x halbtrockener Weisswein wie Gewürztraminer oder Riesling aus dem Elsass, weil: zum scharfen Thai-Curry
- 1 x Süsswein wie Riesling oder Sauternes, weil: zum Dessert.
- unendlich viele Weine die einen berühren und/oder die man lagern will, weil: sie das Herz zum Hüpfen bringen und den Besitzer glücklich machen
Natürlich könnt ihr die Auswahl eurem Geschmack anpassen (z.B. den Nebbiolo durch Aglianico ersetzen), „wichtig“ ist nur, dass die Stilistik die gleiche bleibt, bzw. der Wein zum gleichen Gericht eingesetzt werden kann.
Und ja richtig gelesen, da steht nichts von Sirup-Primitivo, weil: der hat im Keller nichts verloren.
Januar eignet sich übrigens super für einen grösseren Weineinkauf; es ist ein neutraler Monat, das Portemonnaie ist eh schon leer, die Weinhändler haben genug Zeit für eine Beratung und zum Teil interessante Angebote. Viel Spass beim Einkaufen!
*Wie viele Flaschen eine Portion enthält, ist abhängig von eurem Koch-Ess-und Trinkverhalten.